In einer Zeit, in der es so leicht ist jeden Moment des Lebens mit Bild und Ton festzuhalten, vergessen wir manchmal die Welt um uns herum wirklich zu sehen. Die unabhängigen Dokumentarfilme in China zeigen das Gegenteil dieser visuellen Fastfood-Kultur. Sie richten ihr Augenmerk auf jene Dinge, die im Medien-Hype untergehen und stemmen sich gegen den Trend der schnell produzierten Bilder. Weichzeichner und visuelle Effekte werden abgelehnt, sodass diese Filme in ihrer natürlichen Vielfalt und Mehrdimensionalität oft weit entfernt sind von der einen offiziell verbreiteten Realität und Wahrheit.
Your Face von Tsai Ming-liang
Man sieht täglich unzählige Gesichter, doch nur an die wenigsten erinnert man sich. Die von Zeit und Erfahrung gezeichneten Gesichter älterer Menschen blicken einem in Your Face (你的脸) aus geringer Distanz entgegen. Tsai Ming-liang fängt diese auf Taiwans Straßen sorgsam ausgewählten Gesichter in langen Einstellungen mit großer Wärme ein und versetzt die Zuschauer in einen fast meditativen Zustand.
Zwischen Fiktion und Realität
Der taiwanische Filmemacher Tsai Ming-liang hat auf der Biennale seinen neuen Film Your Face gezeigt. Wir haben uns mit ihm getroffen und über die Kraft von Bildern, die Grenze zwischen Fiktion und Realität und die aktuelle Filmlandschaft gesprochen.
Chinas mittellose Mittelschicht
Lange Zeit wusste man, wieviel Geld man hat und was man sich davon leisten kann oder nicht. Die Miete konnte man einplanen. Auch wenn man sich keine Wohnung kaufen konnte, man kam gut über die Runden. Aber die Zukunft ist nicht mehr so sicher, machen wir uns nichts vor. 2018 hat sich ziemlich viel verändert, die Wohnungsmieten sind in die Höhe geschossen und beschweren unseren Alltag mit Sorgen und Nöten, die man als Mieter vorher eigentlich nicht kannte.
Aus den Schwierigkeiten internationaler Koproduktionen lernen. Ein Gespräch zwischen Regisseur und Produzent von Waving (纺织城)
Angesichts eines sich schnell verändernden Marktes und verschiedenster Beteiligter mit ihren jeweiligen Erwartungen braucht man einen klaren Standpunkt, damit ein Film eine Chance hat. Hervorragende Filme brauchen einen langen Atem und das Zusammenspiel mit anderen damit sich aus der anfänglichen Chance etwas entwickeln kann.
Cao Kou: Wer hat noch Appetit auf’s Frühlingsfest?
Das Neujahrsfest war ein dem Hunger entgegengesetztes Fest des Essens, ein Karneval im Wortsinn, ein wiederkehrendes Ritual im alten China. Doch heute scheint das nicht mehr zeitgemäß zu sein.
Ai Xia: Gedanken zum neuen Jahr – Wohin entwickelt sich der chinesische Film?
Das Jahr 1933 ist durchaus erinnerungswürdig und das Jahr, in dem der Film eine Richtung bekam.
Vee Leong: Das europäische Gegenwartstheater in Hongkong
Ein wichtiger Bestandteil der hybriden Kultur Hongkongs war immer, Dinge von außen zu absorbieren. Der Einfluss des ausländischen Theaters verschob sich von der Dominanz des europäischen und amerikanischen Theaters in den frühen Jahren hin zum vermehrten Austausch mit asiatischen Theaterkulturen, z.B. Japan, Taiwan, Singapur. Wichtig dabei ist, dass stärker als vorher die eigene Originalität auf dem Weg zu einem eigenständigen Hongkonger Theater in den Vordergrund gestellt wurde.
Red (红): Durch Körperperformance die Geschichte erlebbar machen
Ausgangspunkt für das Dokumentartheaterstück „Red (红)“ von Wen Huis Living Dance Studio (生活舞蹈工作室) war die Modelloper „Das Rote Frauenbataillon“ aus der Zeit der Kulturrevolution. Zhuang Jiayun, die für Text und Konzeption verantwortlich zeichnete, lässt die Arbeit an dem Stück noch einmal Revue passieren; ein Stück, in dem der Körper als Modell fungiert, die Vergangenheit zu erkunden.
Ai Xia: Meine Vorstellung von Liebe
Gedanken nach Verfassen des Drehbuches „Eine Frau von heute“ (现代一女性)