Gedanken nach Verfassen des Drehbuches Eine Frau von heute
„Die reine, die heilige Liebe ist bedingungslose Liebe.“ Das sagt der Dummkopf und nur sich aufplusternde Jungs oder kleine Dienstmädchen schenken dem Glauben. Damit wurde alles vergiftet, das ist eine Maske.
Unter meinen männlichen Freunden, liebe ich nicht jeden gleich, aber warum ich den einen liebe und nicht den anderen, hat zweifelsohne mit den sogenannten Bedingungen zu tun.
Geld ist gewiss nicht das Äquivalent von Liebe, aber es kann sie zerstören oder aufrecht erhalten. Ich bete den Mammon nicht an, aber ich muss zugeben, dass keiner von meinen Geliebten ein Habenichts war.
Als ich Eine Frau von heute fertig hatte, wusste ich, dass die meisten Leute meiner Hauptfigur Taotao nicht verzeihen würden. Wenn sie doch Yu Leng liebt, warum geht sie dann mit einem anderen für Geld ins Bett? Sie lebt in einer Umgebung, die immer neue Reize sucht: Ohne Geld, keine Liebe und ohne Liebe kein Nervenkitzel. Aber es ist nicht so, dass -wenn sie kein Geld hätte, Yu Leng sie nicht lieben würde. Geldgierig ist keiner von beiden.
Nervenkitzel ist für sie die Würze des Lebens und der größte Trost. Liebe heißt schließlich nicht, dass zwei Menschen den ganzen Tag im Zimmer sitzen und miteinander reden, doch Taotao ist deshalb nicht vergnügungssüchtig. Wenn jeder Tag ausgefüllt wäre, empfände sie keinen Überdruss bei der Suche, ihr leeres Herz zufrieden zu stellen. Beide wollen die leere Zeit totzuschlagen und sich nicht ewig nacheinander sehnen. Waren sie zusammen, wollten sie sich vergnügen und zum Vergnügen braucht man Geld.
Die Einteilung der Menschen in gut und schlecht ist doch nichts anderes als in stark und schwach. In Eine Frau von heute gibt es überhaupt keine schlechten Personen. Taotao, Yu Leng, Shi Fanghua könnten die meisten für schlechte Personen halten, aber es ist die Umgebung, die sie prägt, unterschiedlich ist nur ihre charakterliche Stärke bzw. Schwäche. Wären sie alle stark und lebten unter den im Buch geschilderten Umständen, wäre das vermutlich anders.
Was sie tun ist falsch, davon bin ich überzeugt. Aber in der Realität existieren nun mal enge Beziehungen zwischen Geld und Liebe, wenn auch der Ausgangspunkt von Liebe nicht das Geld ist.
Lachen und Weinen, Küsse und Umarmungen- das ist Liebe. Wenn man das will und den Nervenkitzel dazu, wird einem einiges abverlangt. Und das Ergebnis? Langeweile.
Warum suchen wir Zerstreuung? Weil Leere das Problem unserer Gesellschaft ist. Wenn es stattdessen etwas zu tun gäbe, müsste man keinen Gedanken an äußere Anreize verschwenden.
Körper und Geist wären beschäftigt und darum müde. Langweilige Zerstreuungen, Kummer, Trost könnten den Menschen nichts mehr anhaben.
明星月报 Juni 1933