Spielräume – Gedankenräume: Zwei spannende Filmexperimente aus Taiwan auf der Berlinale 25

Spielräume – Gedankenräume: Zwei spannende Filmexperimente aus Taiwan auf der Berlinale 25

Taiwan präsentierte sich in diesem 25er Berlinale-Jahrgang mit zwei Beiträgen, die für ein Crossover zwischen bildender Kunst und Film stehen. Su Hui-yus „The Trio Hall“ ist Reminiszenz an zwei Sehkulturen: das sogenannte Three Hall-Kino der 1960-1970er Jahre, sowie an die TV-Shows und die MTV Pop-Ästhetik gegen Ende des Kriegsrechts in Taiwan in den späten 1980er Jahren. In „Eel“ von Chu Chun-teng begegnen sich da, wo die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmt, zwei einsame Wesen auf der Insel Shezi.

Von Berglern und Geheimagenten

Stell dir vor, du sitzt am Computer und kannst mit einem Klick der Geschichte Taiwans eine andere Richtung geben, die kleine Insel aus höchster Not retten, wie schon einmal, du musst nur den richtigen Befehl wiederholen. Was wäre wenn …? Das ist die Versuchsanordnung in der Erzählung „Virtuelles Taiwan“ von Ping Lu, die 1997 entstand. Die Autorin verknüpft historische Fakten in einem fiktiven Setting, bei zunehmender Fiebrigkeit der Hauptfigur: Was wird passieren? Welcher war der richtige Befehl? Das Kammerspiel mit historisch-utopischer Dimension beschließt den Reigen von zwölf taiwanischen Autoren, die das Buch „Von Berglern und Geheimagenten“ vorstellt.

Notiz zu zwei Filmen aus China

Notiz zu zwei Filmen aus China

Was hat die Zeit der rasanten Veränderungen in China mit den Menschen gemacht? „Caught by the Tides“ (风流一代 )von Jia Zhangke blickt auf die letzten dreißig Jahre rasanter Veränderung anhand der eigenen Filmografie, Guan Hus „Black Dog“ (狗阵) hingegen widmet sich dem Jahr von Olympia und Sonnenfinsternis – 2008.

Die geheimen Netzwerke Pekings werden schonungslos aufgedeckt

Wenn man die 345 Seiten von Markus Frenzels „China Leaks“ durchgelesen hat, schwirrt einem der Kopf: So viele Namen, Begebenheiten, zeitliche Sprünge purzeln durcheinander. Die Botschaft ist: China gleich Gefahr. Da war doch was? Wiederholt sich mal wieder die Warnung vor der gelben Gefahr? Aber – das Buch passt in unsere Zeit. Es gibt sich mitunter stimmungsvoll erzählerisch, folgt einer klaren ideologischen Agenda, und ist doch schwammig. Es passt auch deshalb in unsere Zeit, weil es vor zu viel Blauäugigkeit gegenüber China warnt. Dem großangelegten Angriff auf die Demokratie und westlichen Werte stehen auf deutscher Seite in der Tat Naivität, Profitgier, Kurzsichtigkeit und Trägheit gegenüber.

Gülnisa Erdal: Diese tausend strahlenden Sonnen (Erinnerungen an Kabul)

Gülnisa Erdal: Diese tausend strahlenden Sonnen (Erinnerungen an Kabul)

Auf einer Lesung an der Freien Universität traf ich unerwartet auf zwei junge Afghanen, die vor einem halben Jahr aus ihrer Heimat geflohen waren. Ma Long und Lina – so heißen sie auf Chinesisch. Sie waren meine Kollegen an der sinologischen Fakultät der Kabuler Universität. Das Schicksal hat uns hier, an diesem Ort, der nie zu unseren Lebensplänen gehört hatte, zusammengeführt.

Kantonoper auf Kuba

Kantonoper auf Kuba

„Havana Divas“ folgt den Klängen der Kantonoper bis nach Kuba. Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Chinesen nach Kuba ausgewandert. Die Regisseurin Louisa Wei trifft auf zwei Frauen, die sich der Kunst der kantonesischen Oper verschrieben haben und diese bis ins hohe Alter praktizieren. Ein Blick in die chinesische Geschichte auf Kuba und ein Muss für Fans der Kanton-Oper.

Ich singe und tröste mich mit Wein

Fasziniert blättere ich durch ein Leben im 8. Jahrhundert. Mit Li Bai lebt man in China wie hierzulande mit Goethe oder Schiller, die allerdings 1000 Jahre später wirkten. Die Zeit Li Bais war das finstere, weil zeugnisarme Mittelalter und zwar das frühe. Aus Zeiten Karl des Großen stammen erste Zeugnisse von Literatur im Althochdeutschen. Der bestieg 768 den fränkischen Thron, da war Li Bai, der Heilige der Dichtkunst schon 6 Jahre tot.

Warum in die Ferne schweifen … China auf der Berlinale 2023

Warum in die Ferne schweifen … China auf der Berlinale 2023

Viele chinesische Filme der diesjährigen Berlinale fingen Momentaufnahmen aus dem Leben ihrer Protagonisten ein. Große Aufmerksamkeit zeigten sie für die unmittelbare Umgebung, wie den Blick aus dem Fenster, oder ins grüne Blätterdach beim Spaziergang durch den Wald; für unspektakuläre Ansichten, die imer wiederkehrten. Die Enden blieben offen, wie das bei Momentaufnahmen so ist. Dabei spielte Zeit eine große Rolle, Zeit für lange Einstellungen, als wollten die Filme den Moment unter die Lupe nehmen und genießen.