Er kam auf der Flucht seiner Mutter vor Räuberrivalen ihres Mannes Zhang Zuolin zur Welt. Mit 28 wurde er der Junge Marschall, aber mit 36 war sein Leben schon wieder vorbei. Da gelang ihm sein wohl größter Coup, der Xian-Zwischenfall, mit dem Chiang Kai-shek gezwungen wurde, statt gegen die Kommunisten, mit diesen zusammen gegen die Japaner zu kämpfen.
Ich singe und tröste mich mit Wein
Fasziniert blättere ich durch ein Leben im 8. Jahrhundert. Mit Li Bai lebt man in China wie hierzulande mit Goethe oder Schiller, die allerdings 1000 Jahre später wirkten. Die Zeit Li Bais war das finstere, weil zeugnisarme Mittelalter und zwar das frühe. Aus Zeiten Karl des Großen stammen erste Zeugnisse von Literatur im Althochdeutschen. Der bestieg 768 den fränkischen Thron, da war Li Bai, der Heilige der Dichtkunst schon 6 Jahre tot.
„Nur durch Erinnerungen bekommt das Leben einen Sinn, und nur im Schmerz spürt man, das man lebt.“
Die Protagonistin Banu kehrt 2017 nach Xinjiang zurück. Sie will mit eigenen Augen sehen, ob die Berichte der westlichen Medien wirklich stimmen, ob nicht alles übertrieben und Propaganda ist. Dann gerät sie in die Mühlen der chinesischen Willkür. Man folgt ihren verschlungenen Wegen, das Buch gewinnt an Spannung, denn Gülnisa Erdal beschreibt den realen Horror durch die Augen dieser nicht einfachen Figur.
Schwarzer taiwanischer Pudding
Luftig wie Wolken kommen sie in skizzenhafter Leichtigkeit daher. Ich blättere in den biji – den Pinselnotizen, begleite die Autorin in ihren Frühstücksladen zu gefüllten Teigtaschen und warmer Sojamilch, steige mit ihr die schmale Treppe hinunter in den Untergrund von Taipei, wo die Zukunftsbeamten wahrsagen. Es ist eine fragile Schönheit, von zahlreichen Geistern bevölkert und im Jetzt lebend. Sie wird bedroht von Wind, Wasser, Vulkanen und vom Festland.
Aktives Wegschauen
„Ein Volk verschwindet: Wie wir China beim Völkermord an den Uiguren zuschauen“ verbindet journalistische Recherchen, Berichte über geleakte Dokumente und öffentlich einsehbare Berichte des Uighur Tribunals in London zu der eindringlichen Aufforderung des Hinsehens.
Die schwierige Berlinale 2022 und der chinesische Film
Die Leitung der Berlinale hat bis Ende Dezember immer wieder betont, dass sie die Berlinale-Filme im Kino zeigen will und versprochen, dass es weder ein zweites online-Festival, noch eine Verschiebung geben werde. Man wolle an der Tradition der Berlinale als Publikumsfestival festhalten.
Chen Yun-hua: Horrorfilme
Schuld an der Entstehung und Langlebigkeit des Genres ist unsere Lust an Horror, an selsamen Begebenheiten und fantastischen Dingen. Im Horrorfilm machen wir Erfahrungen, die in der realen Welt unmöglich sind. Dabei werden unsere Sinne stimuliert, die Abgründe des Unterbewusstseins zu erkunden, bevor wir wieder in ein normales und sicheres Leben zurückkehren.
Ich gebe zu, ich bin ein Feigling – Ein Interview mit dem Filmemacher Rong Guangrong
Die beißende Kälte in The Cold Raising the Cold ist die Gleichgültigkeit der unteren, am Limit lebenden Gesellschaftsschicht. Für das bloße Auge unsichtbar erwächst sie aus Unverständnis füreinander und aus der Unfähigkeit zu kommunizieren. Rong Guangrong im Gespräch über Gewalt in seinen Geschichten, das Filmemachen als Angsthase und den Sirenenruf des kommerziellen Filmbetriebs in China.
Die tragischen Helden Chinas – Chinesischsprachige Filme in Cannes 2021

Die tragischen Helden Chinas besitzen nicht die Größe eines Sisyphos, etwas zu tun, von dem sie wissen, dass es vergeblich ist. Sie scheinen eher im Morast zu stecken, aus dem sie sich mit einem Fuß befreien wollen, während der andere immer tiefer einsinkt.
Tod in Paris – Vom Weiterleben der Qiu Miaojin
Qiu Miaojins „Aufzeichnungen eines Krokodils“ sind 1994 erschienen. Dann ging sie nach Paris, um zu studieren und um zu leben. Das Kultbuch der 1990er Jahre ist nun im Ulrike Helmer-Verlag auf Deutsch erschienen. Die Autorin weiß nichts vom weltweiten Erfolg und dem Nachleben ihres Buches, da sie sich 1995 in Paris das Leben nahm.