Die Hochzeit von Yan Shanshan & Li Minwei, 妇女时报 April 1914
Yan Shanshan (严珊珊) – Chinas erste Filmschauspielerin

Die Hochzeit von Yan Shanshan & Li Minwei, 妇女时报 April 1914
Das Kostüm von Xia Peizhen auf dem Bild scheint wie eine Fortschreibung ihrer erfolgreichen Rolle der furchtlosen Heldin. Tatsächlich gehörte Xia Peizhen in den 1920er und beginnenden 1930er Jahren zu den größten Stars und bestbezahlten Schauspielerinnen Chinas. Sie war die einzige, die in allen Folgen von „Burning of the Red Lotus Temple“ (火烧红莲寺) auftrat, daneben drehte sie 20 weitere Filme und war bis 1934 vielbeschäftigt.
Gründe dafür, warum Frauen zum Film gingen, gab es viele: Sie wurden auf der Straße entdeckt, spielten vor, kamen vom Theater, oder die Armut zwang sie, Geld zu verdienen. Das Medium war immer auch Mittel auf dem Weg zur Emanzipation.
Taiwan präsentierte sich in diesem 25er Berlinale-Jahrgang mit zwei Beiträgen, die für ein Crossover zwischen bildender Kunst und Film stehen. Su Hui-yus „The Trio Hall“ ist Reminiszenz an zwei Sehkulturen: das sogenannte Three Hall-Kino der 1960-1970er Jahre, sowie an die TV-Shows und die MTV Pop-Ästhetik gegen Ende des Kriegsrechts in Taiwan in den späten 1980er Jahren. In „Eel“ von Chu Chun-teng begegnen sich da, wo die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmt, zwei einsame Wesen auf der Insel Shezi.
Was hat die Zeit der rasanten Veränderungen in China mit den Menschen gemacht? „Caught by the Tides“ (风流一代 )von Jia Zhangke blickt auf die letzten dreißig Jahre rasanter Veränderung anhand der eigenen Filmografie, Guan Hus „Black Dog“ (狗阵) hingegen widmet sich dem Jahr von Olympia und Sonnenfinsternis – 2008.
China in Recife, Guangdong in Taiwan, 19 Mal Chinesen in China und der Welt – so viel China war lange nicht auf der Berlinale. Große und kleine Fluchten, Plädoyers für das Anderssein, Ausbrüche in realita und fantasia.
„Havana Divas“ folgt den Klängen der Kantonoper bis nach Kuba. Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Chinesen nach Kuba ausgewandert. Die Regisseurin Louisa Wei trifft auf zwei Frauen, die sich der Kunst der kantonesischen Oper verschrieben haben und diese bis ins hohe Alter praktizieren. Ein Blick in die chinesische Geschichte auf Kuba und ein Muss für Fans der Kanton-Oper.
Viele chinesische Filme der diesjährigen Berlinale fingen Momentaufnahmen aus dem Leben ihrer Protagonisten ein. Große Aufmerksamkeit zeigten sie für die unmittelbare Umgebung, wie den Blick aus dem Fenster, oder ins grüne Blätterdach beim Spaziergang durch den Wald; für unspektakuläre Ansichten, die imer wiederkehrten. Die Enden blieben offen, wie das bei Momentaufnahmen so ist. Dabei spielte Zeit eine große Rolle, Zeit für lange Einstellungen, als wollten die Filme den Moment unter die Lupe nehmen und genießen.
Die Leitung der Berlinale hat bis Ende Dezember immer wieder betont, dass sie die Berlinale-Filme im Kino zeigen will und versprochen, dass es weder ein zweites online-Festival, noch eine Verschiebung geben werde. Man wolle an der Tradition der Berlinale als Publikumsfestival festhalten.
Die beißende Kälte in The Cold Raising the Cold ist die Gleichgültigkeit der unteren, am Limit lebenden Gesellschaftsschicht. Für das bloße Auge unsichtbar erwächst sie aus Unverständnis füreinander und aus der Unfähigkeit zu kommunizieren. Rong Guangrong im Gespräch über Gewalt in seinen Geschichten, das Filmemachen als Angsthase und den Sirenenruf des kommerziellen Filmbetriebs in China.