Fasziniert blättere ich durch ein Leben im 8. Jahrhundert. Mit Li Bai lebt man in China wie hierzulande mit Goethe oder Schiller, die allerdings 1000 Jahre später wirkten. Die Zeit Li Bais war das finstere, weil zeugnisarme Mittelalter und zwar das frühe. Aus Zeiten Karl des Großen stammen erste Zeugnisse von Literatur im Althochdeutschen. Der bestieg 768 den fränkischen Thron, da war Li Bai, der Heilige der Dichtkunst schon 6 Jahre tot.
„Nur durch Erinnerungen bekommt das Leben einen Sinn, und nur im Schmerz spürt man, das man lebt.“
Die Protagonistin Banu kehrt 2017 nach Xinjiang zurück. Sie will mit eigenen Augen sehen, ob die Berichte der westlichen Medien wirklich stimmen, ob nicht alles übertrieben und Propaganda ist. Dann gerät sie in die Mühlen der chinesischen Willkür. Man folgt ihren verschlungenen Wegen, das Buch gewinnt an Spannung, denn Gülnisa Erdal beschreibt den realen Horror durch die Augen dieser nicht einfachen Figur.
Schwarzer taiwanischer Pudding
Luftig wie Wolken kommen sie in skizzenhafter Leichtigkeit daher. Ich blättere in den biji – den Pinselnotizen, begleite die Autorin in ihren Frühstücksladen zu gefüllten Teigtaschen und warmer Sojamilch, steige mit ihr die schmale Treppe hinunter in den Untergrund von Taipei, wo die Zukunftsbeamten wahrsagen. Es ist eine fragile Schönheit, von zahlreichen Geistern bevölkert und im Jetzt lebend. Sie wird bedroht von Wind, Wasser, Vulkanen und vom Festland.
Aktives Wegschauen
„Ein Volk verschwindet: Wie wir China beim Völkermord an den Uiguren zuschauen“ verbindet journalistische Recherchen, Berichte über geleakte Dokumente und öffentlich einsehbare Berichte des Uighur Tribunals in London zu der eindringlichen Aufforderung des Hinsehens.
Tod in Paris – Vom Weiterleben der Qiu Miaojin
Qiu Miaojins „Aufzeichnungen eines Krokodils“ sind 1994 erschienen. Dann ging sie nach Paris, um zu studieren und um zu leben. Das Kultbuch der 1990er Jahre ist nun im Ulrike Helmer-Verlag auf Deutsch erschienen. Die Autorin weiß nichts vom weltweiten Erfolg und dem Nachleben ihres Buches, da sie sich 1995 in Paris das Leben nahm.
木 + 木 = 林: Zwei Bäume machen einen Wald
Auf den Spuren ihrer Familie begibt sich die in Kanada geborene Jessica Lee nach Taiwan. Sie nähert sich der Insel aus naturhistorischer Perspektive und verwebt diese kunstvoll mit dem Schicksal ihrer Familie.
Eine Reise durch Städte, Sprachen und Gedichte
Um es gleich vorwegzunehmen: Das ist eins der schönsten Bücher seit langem, die ich in der Hand hatte. „Made in China“ sind poetische Reiseaufzeichnungen, Beobachtungen, Gedanken und Lektüren, Erinnerungen in sechs Städten von Lea Schneider.
Nachhaltige Irritationen. Gedichte von Zang Di
Es sind eher einzelne Bilder oder eine Stimmung, die hängenbleiben und oft sorgt gleich der nachfolgende Vers für Irritationen. Wenn Zang Di etwa über die Schönheit von Spinat sinniert, „dieses dunkelgrüne Gefühl beim Spinatwaschen“, vielleicht ist es wie „mit den Engeln in unserem Leben, die es, wenn man sie fragt, nicht gibt.“
Martial Arts Forever
Der vorliegende Band Chinese Martial Arts and Media Culture erschien in der von Paul Bowman herausgegebenen Serie Martial Arts Studies, deren Ziel die Förderung des interdisziplinären Dialogs ist. Als Einblick in Forschungsansätze zum Thema ist das Buch sehr zu empfehlen.
Der Masterplan. Chinas Weg zur Hightech-Weltherrschaft
Made in China begegnet einem längst nicht mehr nur als Billigware, Busse fahren mit Huawei-Werbung durch die Stadt und während ich bei Rossmann an der Kasse stehe und die Bezahlsymbole betrachte, fällt mein Blick auf Alipay.