Das Neujahrsfest war ein dem Hunger entgegengesetztes Fest des Essens, ein Karneval im Wortsinn, ein wiederkehrendes Ritual im alten China. Doch heute scheint das nicht mehr zeitgemäß zu sein.

Das Frühlingsfest ist kein Feiertag wie die anderen. Zwar ist nach dem Bauernkalender nur der erste Tag des ersten Monats als Frühlingsfest bezeichnet, aber das Fest ist nicht auf diesen einen Tag beschränkt. Vielmehr ging es vom Fest des Küchengottes (送灶) am 23. Tag des 12. Mondmonats, über den Neujahrsabend (除夕) und Neujahrstag (正月初一) bis zum 15. Tag des ersten Monats. Die Dauer des Frühlingsfestes war je nach lokalem Brauch verschieden. So gab es Orte, an denen noch der 2. Tag des 2. Mondmonats, auch Kleines Neujahr (小年) genannt, zum Frühlingsfest gehörte. Man sollte also eher vom Jahreswechsel statt vom Frühlingsfest sprechen.

Das Jahr ist wie eine Schwelle, die man übertritt, eine Kette von Bewegungen, Verabschiedung (des Alten) und Willkommen (des Neuen). Der Jahreswechsel ist wie eine Geschichte mit Einleitung, Entwicklung, Höhepunkt und Schluss. Die besondere Stimmung, die Atmosphäre des Neujahrsfestes kommt genau daher.

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Cao Kou: Wer hat noch Appetit auf’s Frühlingsfest?