Vor 25 Jahren schlug der sogenannte Neue Frauen-Fall große Wellen unter den Shanghaier Filmleuten und sorgte bei Menschen mit Gerechtigkeitssinn für einen Aufschrei. Es war ein Kampf zwischen Fortschritt und Reaktion, zwischen hell und dunkel. Die Boulevardpresse zeigte, weil sie sich von dem Film angegriffen fühlte, ihre ganze Macht, verbreitete rücksichtslos Gerüchte und griff sowohl den Regisseur und Autor als auch die Hauptdarstellerin des Films an. Ihre schamlosen Nachstellungen dienten ihnen im Fall Ruan als Vorwand, um Ruan Lingyu (阮玲玉)zu verleumden und in den Selbstmord zu treiben. Den Zuschauern bleibt der Schmerz und ein unersetzlicher Verlust.
25 Jahre sind vergangen. Heute, da es den werktätigen Frauen in der ganzen Welt besser geht und wir voller Enthusiasmus den 50. Internationalen Frauentag begehen, kann ich nicht anders, als an diesen für immer unvergesslichen Vorfall zu erinnern.
Schaut man von heute zurück, freut uns am meisten, dass die Frauen unter der Führung der Partei, in der neuen Gesellschaft ein menschenwürdiges glückliches Leben führen können. Innerhalb von 25 Jahren, dieser nicht allzu langen Zeit, vollzog sich in China ein weltumstürzender Wandel. Millionen und aber Millionen von Frauen stürmten die Gefängnisse, zerschlugen ihre Fesseln und wurden gemeinsam mit den Männern unter Führung der KPC zu Subjekten der neuen Gesellschaft. Sie haben alles, was sie brauchen, können sich ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten entsprechend entfalten, ihnen nützlich und kreativ erscheinenden Tätigkeiten nachgehen und dabei nach immer höheren Idealen streben.
Aber diese Erinnerungen sind auch schmerzlich. In der finsteren alten Gesellschaft wurden Frauen erniedrigt und unterdrückt, mussten ein sklavengleiches Leben wie Büffel oder Pferde führen, so wie Wei Ming aus dem Film Neue Frauen (新女性) oder ihre Darstellerin, die herausragende Ruan Lingyu, die in jener unbarmherzigen und egoistischen dunklen Zeit getreten oder gar zerstört wurden.
Wenn ich an jene Zeit denke, kann ich nicht anders als an zwei Aussprüche des Genossen Xia Yan (夏衍) zu denken: Im Schlamm Krieg führen und Sich heimlich in Diesteln und Dornen heranpirschen: Sie zeigen, wie die Partei damals die Führung des fortschrittlichen Filmschaffens übernahm und beschreiben die Lage der damals im Filmbusiness arbeitenden Menschen.
Der Film wurde vom Winter 1934 bis Frühling 1935 gedreht. Unsere Absicht war es, durch das zerstörte und viel zu kurze Leben einer Frau die damalige Gesellschaft und die unüberwindlichen Klassengegensätze zu entlarven. Gleichzeitig wollten wir ein Loblied auf das Erwachen der werktätigen Frauen singen, indem die Figur einer unverbrauchten Arbeiterin die Perspektiven von Klassenkampf und Befreiung verkündet.
Der Inhalt des Films ist an das Leben der Schauspielrin Ai Xia (艾霞) angelehnt. Ai Xia war eine fortschrittliche, talentierte und kluge junge Frau. So wie die Wei Ming aus dem Drehbuch. Nach der Mittelschule in Beiping verliebte sie sich in einen Cousin und bekam ein Kind, was in ihrer konservativen Familie auf Widerstand stieß. Kurz entschlossen ging sie in den Süden, nach Shanghai, wo sie für Theater und Film zu arbeiten begann. Auf Bühne und Leinwand konnte sie ihr Talent zeigen. In ihrer Freizeit liebte sie es, zu schreiben. Und sie war sehr begabt, sie war eine vielversprechende ausgezeichnete Kulturschaffende. Aber unglücklicherweise lebte sie in jener Gesellschaft und unglücklicherweise fand sie nicht den revolutionären Weg gemeinsam mit allen Werktätigen und Proletariern, deshalb labil und deprimiert, wie sie war, verstrickte sie sich in ein Netz, aus dem sie sich nicht mehr befreien konnte. Die Boulevardpresse machte diese Tragödie zur Schlagzeile. Vor allem die Nähe von Fröhlichkeit und Zorn bildete den Angriffspunkt. Und so konnte man noch ein letztes Mal Geld mit ihr verdienen.
Ai Xias Tod rief damals in den Filmkreisen große Betroffenheit und Wut auf die Boulevardpresse hervor. Und so beschlossen wir mit Sun Shiyi (孙师毅)als Autor einen Film als Zeichen des Protestes gegen diese menschenfressende Gesellschaft zu machen, der auf ihrem Leben beruhte und andere Begegnungen mit Frauen einschloss.
Auf diese Weise wurde Ai Xias Schatten zu Wei Ming im Film Neue Frauen. Um ihre Heirat selbst zu bestimmen, rennt Wei Ming von zu Hause fort. Nachdem sie eine Tochter bekommt und sitzen gelassen wird, kommt ihr zu Bewusstsein, dass sie nicht von den Männern abhängig sein, sondern ihr Leben selbst in die Hand nehmen muss. In Shanghai findet sie Arbeit als Musiklehrerin in einer Mittelschule. Sie ist jung und hübsch, deshalb stellt der Schulleiter Dr. Wang ihr nach. Was er auch versucht, er kann sein Ziel nicht erreichen. So betreibt er gemeinsam mit der Direktorin ihre Kündigung und nimmt Wei Ming damit die Lebensgrundlage. In ihrer Freizeit hat Wei Ming geschrieben, doch von Zeitungen und Verlagen nur Ablehnungen erhalten. In ihrer jetzigen schwierigen Lage, erkrankt ihr Kind ernsthaft. Um es zu retten, will sie sich prostituieren. Doch als sie gewahr wird, dass sie wieder in die Fänge von Dr. Wang gerät, wehrt sie sich und begeht Selbstmord.
In der Geschichte gibt es einen wirklichen und einen fiktionalen Teil: dass sie gezwungen wird, sich selbst zu verkaufen, ist Fiktion. Aber die gesamte Geschichte beruht im Prinzip auf der Lebensgeschichte von Ai Xia.
Wenn wir auch viel Sympathie und Mitleid in die Figurenzeichnung der Wei Ming gesteckt haben, so waren wir immer darauf bedacht, die zwei Seiten der gebildeten Frau zu zeigen: ihre gute, wahrhaftige und strahlende Seite, aber auch die Widersprüche und Schwächen, da ihr Leben auf Ablehnung der anderen stößt. Obwohl es den fortschrittlichen Yu Haichou und die optimistische und starke Arbeiterin Li Aying gibt (beide sind nach wirklichen Personen, die Ai Xia nahe standen, gezeichnet), kann Wei Ming erst durch ihren Tod der harten Realität entfliehen. Als sie mit Hilfe von Yu Haichou und Aying erkennt, dass sie nicht sterben, sondern kämpfen will, ist es schon zu spät und sie wird von der Finsternis verschlungen.
Gebildete Frauen wie Wei Ming hatten in der damaligen Gesellschaft keine Chance, sich selbst zu befreien, wenn sie nicht mit Arbeitern und der Partei zusammengingen und sich dem revolutionären Kampf anschlossen. In dem Film werden drei Frauen beschrieben: Die eine ist Dr. Wangs Frau, eine typische Vertreterin der Bourgeoisie, eine Parasitin. Die zweite ist Wei Ming, in kleinbürgerliche Verhältnisse hineingeboren hat sie eine schwache und kompromissbereite Seite, ist aber tendenziell progressiv. Und die dritte ist Li Aying, die in der Fabrik Abendkurse gibt, eine bewusste, starke Arbeiterin, der man vertrauen kann. Von Frau Wang brauchen wir nicht erst zu reden, aber schwache oder labile Menschen wie Wei Ming stellt man sich auch nicht unter dem Bild der neuen Frau vor. Verdient hat dies eigentlich nur Li Aying. Trotz der starken Kontrolle durch den Feind, haben wir diese Figur mit viel Herzblut geschaffen. Unsere Absicht war es durch Li Aying dem Zuschauer zu zeigen, dass die Befreiung der Frau nur mit der Befreiung des ganzen Volkes und mit der proletarischen Revolution einher gehen kann. Sie ist deshalb eine Kämpferin aus der Arbeiterklasse, sie ist voller Lebenskraft und Optimismus, ist stark, natürlich und mutig. Die Zuschauer können darauf vertrauen, dass sie von der finsteren Gesellschaft nicht zerstört wird und dass sie und ihre Klasse es sind, die die Gesellschaft verändern werden. Ich erinnere mich da an eine Szene: Wei Ming hatte nachgegeben und war mit Dr. Wang tanzen gegangen. Als sie am Morgen nach Hause kommt, trifft sie am Ausgang der Gasse auf Li Aying, die zur Arbeit geht. Die Bücher unter den Arm geklemmt, geht sie entschlossen davon, Wei Ming blickt ihr nach. Der Schatten gleicht im Näherkommen einem riesigen Scherenschnitt, einer Kraft, gegen die man nicht ankommt. Wir benutzten diese Symbolik, um den Kontrast zwischen den beiden Frauen zu verdeutlichen. […] Unsere etwas verschwommene Vorstellung rührt auch aus den damaligen Bedingungen und hinzu kam unsere eigene ideologische Beschränktheit, so dass wir uns in Andeutungen ergangen haben und nicht alles ausgesprochen haben. Wir haben z.B. gedreht, wie Li Aying in der Abendschule die Singegruppe leitet, aber es war unmöglich, ihre revolutionären Aktivitäten zu beschreiben, denn dann hätte uns das Verbot des Filmes gedroht. Die Aying im Buch kann nicht komponieren und deshalb nimmt sie einfach bekannte Lieder, für die sie neue Texte schreibt. Aber können denn die altbekannten Lieder neue Inhalte wirklich vermitteln? Aying ist davon nicht überzeugt. Und als sie den Text für „Neue Frauen“ geschrieben hat, geht sie damit zu Wei Ming und bittet sie um eine Melodie. Und so werden die beiden beste Freundinnen. Und Wei Ming erfährt zugleich noch durch den Text eine Lektion. Mit dieser Zusamenarbeit wollten wir zeigen, dass die Intellektuellen nur gemeinsam mit den Arbeitern ideologisch stark und nach vorn blickend werden und sich aus ihrer unschlüssigen Haltung befreien können. Weil nur die Arbeiterklasse die historische Mission schultern kann, sind es auch nur die Arbeiterinnen, mit denen das Zeitalter der neuen Frau anbricht, wie es im Lied „Neue Frauen“ heißt: Neue Frauen sind produzierende Frauen/ Neue Frauen sind Arbeiterinnen unserer Gesellschaft/ Neue Frauen sind die Avantgarde einer neuen Gesellschaft/ Die neuen Frauen entfachen mit den Männern gemeinsam den Sturm der Zeiten.
Wenn ich so an Li Aying denke, muss ich einer Amateurschauspielerin namens Yin Xu (殷虚) besonders danken: sie hat diese zupackende, starke und sympathische Figur erschaffen. Yin Xu war ein Mitglied der Bewegung, sie selbst war einfach und natürlich, von einer bodenständigen Schönheit. Sie hatte nicht viel schauspielerische Erfahrung und trat auch nur in einigen Schlüsselszenen des Films auf, dennoch meisterte sie diese Aufgabe hervorragend. Das erfüllt uns bis heute mit großer Freude.
Die negativen Figuren haben wir bloßgestellt: diese leichten, lasterhaften Frauen, die den ganzen Tag ein ausschweifendes Leben führen oder die sogenannten modernen Menschen in den Konzessionen, wie den Auslandslakaien und Komprador Dr. Wang, die im Schutz der Regierungspolitik schalten und walten könnende Boulevard-Presse, die nur auf Profit ausseienden Verleger oder die Direktorin ohne Anstand und Ehrgefühl. Diese Figuren haben wir dem Tageslicht preisgegeben und ihren wahren Charakter gezeigt.
Obwohl wir diese dunkle Gesellschaft hassten, und obwohl der Film ein Aufbruchsignal zum Kampf sein sollte, konnten wir aufgrund des politischen Drucks nicht so deutlich werden, wie wir gerne wollten. Denn Neue Frauen erfuhr von Anfang an immer wieder Einschränkungen. Außer der Zensur durch die Regierung gab es in der damaligen halbkolonialen Gesellschaft auch die imperialistische Zensur in den Konzessionen. Und obwohl wir in unserem eigenen Land lebten, war jedes Stück des Landes besetzt und wir Chinesen spürten die koloniale Unterdrückung. In Neue Frauen gab es das Lied „Huangpujiang“. Darin heißt es: Der Huangpu ist das Nest des Feindes und sei er auch noch so stark, gegen unsere Übermacht kommt er nicht an. Die Kolonialisten hielten das für eine Verunglimpfung und schnitten an dieser Stelle den Ton heraus und so wurde dieses Stückchen widersinnigerweise zur Pantomime. Die Zuschauer fanden das merkwürdig, zumal auf der Platte der Text des Liedes zu hören war. Ganz einfach, weil diese zuerst produziert worden war. Die französische Pathé hatte sie produziert. Die Kolonialisten können zwar den Chinesen den Mund verbieten, aber Profite im Namen des Schutzes beschneiden, das können sie doch nicht. Man weiß wirklich nicht, ob man wegen der zwei verschiedenen Fassungen nun lachen oder weinen soll.
Eine andere Beschränkung war, dass wir, die Autoren, wie beschrieben noch keine ideologische Umerziehung erhalten hatten. D.h. das kleinbürgerliche Denken engte uns ein und wir sahen manchmal nicht weit oder entschlossen genug. Im ersten Entwurf beispielsweise zeigte Wei Ming, diese gebildete Frau, eine übertriebene Schwäche und ihre Verletztheit war es wert, mit der Figur zu sympathisieren. Es gab Diskussionen und Änderungen, doch trotzdem existieren einige nicht sehr natürlich wirkende Stellen und das ist sehr schade.
Wir waren eine Gruppe patriotischer Filmschaffender, die unter Führung der Partei den Zuschauern ein objektives Bild dieser finsteren Gesellschaft zeigen und ihnen Hoffnung geben wollte. Das war das Ziel des Films Neue Frauen. Auch wenn das Ende nicht klar die Lösung der gesellschaftlichen Konflikte und des Klassenwiderspruches aufzeigt, so tönt wie ein Fanal das Lied der neuen Frauen als Symbol des Befreiungskampfes. Es wird auch gezeigt, dass nur die Arbeiterklasse diese historische Mission erfüllen kann und die Dunkelheit bezwingen kann.
Ende 1934 war der weiße Terror der reaktionären Politik besonders stark, immer mehr Genossen waren nicht mehr frei in ihren Handlungen. Auch ich wollte ins Ausland gehen und in der Sowjetunion studieren. Die offizielle Bestätigung hatte ich schon, konnte aber dann aufgrund von Behinderungen durch die reaktionäre Regierung nicht gehen. Neue Frauen ist innerhalb von zwei bis drei Monaten in dieser Zeit entstanden. Ich weiß noch, dass wir ganz zum Schluss einige Szenen in Wei Mings Wohnung drehten. Das waren 13 aufeinanderfolgende schlaflose Nächte. Der Film sollte am Vorabend des chinesischen Neujahrsfestes 1935 um 21.15 Uhr im Lyric Theatre (金城大戏院) haben. Aber bis halbzehn trockneten noch immer Teile des Films, sie wurden also Stückweise rübergebracht, das war schrecklich eng. An jenem Abend der Premiere ließ es sich natürlich nicht vermeiden, dass auch eine Reihe von Boulevardjournalisten anwesend war. Als sie auftauchten, waren sie wie gewohnt zynisch und machten Späße, aber nachdem sie den Film gesehen hatten, schlug die Stimmung um. Bläulich vor Wut und aggressiv stürzten sie aus dem Saal – das war der Beginn des sogenannten „Neue Frauen“-Zwischenfalls.
Es gab damals in Shanghai mehrere Boulevardblätter, die das private Leben einzelner beschrieben und ausschmückten, um die Leser zu beeindrucken. Ihre Journalisten wandten oft unlautere Mittel an und bedrohten Schauspielerinnen, wobei sie dabei oft eigene Ziele verfolgten. Im Film „Neue Frauen“ haben wir mit dem Reporter Qi Weide und seinem Verhalten gegenüber der Schriftstellerin diese Leute entlarvt. Dass sie darüber nicht gerade glücklich sein würden, war beabsichtigt.
Man sagt, dass die Boulevardjournalisten, nachdem sie das Lyric Theatre verließen, drei Zimmer in einem Hotel belegt hätten, um dort ihre Artikel zu schreiben. Von hier aus führten sie ihre niederträchtigen Angriffe gegen die am Film Mitwirkenden. Die Bosse der Lianhua waren erschrocken. Dass sie einverstanden mit diesem fortschrittlichen Film waren, hieß nicht automatisch, dass sie ihn mochten. Aber fortschrittliche Filme kamen beim Publikum gut an und das hieß, sie waren einträglich für die Produktionsgesellschaft. Also drückten sie ein Auge zu. Nun aber übte die Boulevardpresse Druck auf sie aus und sie knickten ein. Wir mussten uns öffentlich entschuldigen. Und dann wollten sie veröffentlichen, wer alles Parteimitglied sei und drohten damit, die Filmgesellschaft zu ruinieren. […] Wir aber hatten keine Angst, denn die Partei und auch Zuschauer unterstützten uns, wir waren nicht allein und glaubten immer an das Sprichwort: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Weniger schön war, dass diese zu allem fähig seienden Kerle sich nun gegen Ruan Lingyu wandten. Die Darstellerin der Wei Ming konnte deren Schicksal aus eigenem Erleben nachvollziehen und es gab eine gefühlsmäßige Übereinstimmung zwischen der Figur und ihrer Darstellerin. Gleichzeitig ließ Wei Mings Schicksal sie die finstere Gesellschaft klarer erkennen. Während der Dreharbeiten gab es in ihrer Umgebung auch Menschen wie Yu Haichou aus dem Film, die ihr beistanden und zeigten, wie das Leben sein kann. Sie wollte sich aus diesem Sumpf befreien, ein neues Leben beginnen. Sie hatte so viel durchgemacht, dass sie auch das schaffen würde. Aber nach dem Neue Frauen-Zwischenfall verfolgten die schamlosen Schreiberlinge sie bis vor Gericht. Und als Herr Tang, der sich bereits einer anderen zugewandt hatte, nur dasaß und zusah, nutzten sie die Gelegenheit zum Angriff. Es erschien eine Reihe von verleumderischen Artikeln mit unbegründeten Anschuldigungen. Der Freitod kam nicht aus eigenem Antrieb. Der gesellschaftliche Druck war zu groß. Wie sollte eine wehrlose Schauspielerin dem standhalten? Sie wurde schließlich in den Selbstmord getrieben. Das war am 8. März. In ihrem Abschiedsbrief schreibt Ruan Lingyu: „Ich habe kein Verbrechen begangen. Das Gerede der Menschen ist schrecklich! Das Gerede ist schrecklich!“ Wie viele Leben unglücklicher Frauen hat diese Gesellschaft noch zerstört?
25 Jahre sind vergangen und das alte China – diese schrecklich finstere Zeit wird nicht mehr zurückkehren. Und auch jene menschenfressenden Ungeheuer wurden nicht mehr gesehen. Aber der Gedanke daran lässt einen erschaudern.
Zwei Frauen waren in den Film „Neue Frauen“ verwickelt – die Schicksale von Ai Xia und Ruan Lingyu tränkten ihn mit Blut und Tränen. Ruan Lingyu stellte Wei Ming, die Verkörperung von Ai Xia dar und Wei Ming wurde zum Portrait Ruan Lingyus. Doch wie viele Wei Mings wurden von dieser finsteren Gesellschaft noch zerstört?
In den 10 Jahren seit der Befreiung sind die Frauen unter Führung der Partei und an der Seite der Männer zu Meistern ihres eigenen Schicksales geworden. Sie erfahren die sorgfältigste Fürsorge und Erziehung der Partei. An der Front des sozialistischen Aufbaus leisten sie Schulter an Schulter mit den Männern ihren tatkräftigen, klugen Beitrag und führen ein glückliches Leben. Der Kontrast zu früher könnte größer nicht sein! Als Filmschaffender kann ich nicht anders als unsere neue Gesellschaft zu preisen und die geliebte Partei sowie den revolutionären Enthusiasmus des Volkes zu besingen. Ich will meine Weltanschauung verbessern, die alte Ideologie und das alte Bewusstsein ausmerzen und mich der großen Sache des Sozialismus widmen, um ein verdienter Vorkämpfer an der Kunst-und Literaturfront zu werden!
(in: Dianying yishu 电影艺术 3, 1960; Cai Chusheng xuanji, Beijing 1988, S. 467)