Chineasy ist die Zusammensetzung aus Chinese und easy. Das Buch unterstützt mit Sicherheit visuelle Lerner beim Einprägen erster Zeichen. Und genau das war die Idee von Shaolan Hsueh, als sie ihren Kindern Chinesisch beibringen wollte. Doch das Marketing ist das Problem, denn fließend Chinesisch lerne ich mit dem Buch nicht.
Shaolan Hsueh ist als Tochter einer Kalligrafin und eines Keramikkünstlers in Taiwan geboren und lebt mit ihrer Familie in London. Auf ihrer Internetseite (www.chineasy.com) präsentiert sie sich selbst als Unternehmerin, Geek, Autorin, Reisende und Träumerin. Ihr neuester Coup: Sie entwickelte eine Methode, bei der sie chinesische Schriftzeichen mit Bildern verknüpft. Umgesetzt wurde ihre Idee dann von dem Designer Noma Bar.
Wer wird nicht immer die Flamme hinter 火, huo – Feuer, und die Dutt tragende Asiatin hinter 女, nü – die Frau sehen? Aber gab es das nicht schon? Gleich beim ersten Blättern dachte ich an Christoph Niemann und mein Lieblings(kinder)buch „Der kleine Drache“ aus dem Jahr 2008: Auf Deutsch erschien es im Verlagshaus Jacoby & Stuart in Berlin. Das Buch versucht gar nicht erst die schwierige Melange aus Lehrbuch und Unterhaltung, es erzählt einfach eine Geschichte über den Wert der Freundschaft und ganz nebenbei lernt man ein paar Schriftzeichen.
Chineasy aber will mehr: Neben einfachen illustrierten Zeichen stehen Zusammensetzungen, dann gibt es einfache Sätze und am Ende eine ganze illustrierte Geschichte. Dass es die von „Peter und der Wolf“ ist, ist beliebig. Und das ist das Manko des Buches: die Zusammenwürfelmethode. Mal Lang- und mal Kurzzeichen, welche nimmt man überhaupt, lassen sich doch nicht alle Zeichen grafisch erklären. Aber Kindern kann das ja egal sein, Hauptsache, sie schlucken es.
Zu jedem Zeichen „gibt es eine kurze Einführung mit interessanten historischen und kulturellen Bezügen“ (S.10), die manchmal allerdings an Schwachsinn grenzen. Da steht etwa beim Schriftzeichen für Fünf: „Die Herkunft dieses Zeichens ist umstritten, doch es wird auch als Nachname verwendet.“ Aha, viel gelernt.
Das Buch wurde mit großem Aufwand als „die Revolution des Chinesisch-Lernens“ beworben. Das ist es mit Sicherheit nicht, aber eine Heranführung an die komplizierten Zeichen, die die Angst vor ihnen nimmt, ist es. Im Internet entbrannten große Diskussionen um dieses Buch, nachzulesen unter www.language.log.ldc.upenn.edu. Und Chineasy hätte ein bisschen mehr methodische Konsistenz bestimmt gutgetan. Wer mehr Freude haben möchte, sollte sich an Christoph Niemann halten.
Chineasy – Chinesisch ganz easy von Shaolan, edel books Hamburg, 2014, 192 S., € 17,95.
(in: das neue China 4/2014)