HirnDies ist ein Buch der schnellen Antworten, ein Buch über den unzweifelhaften Aufstieg Chinas und den Untergang der westlichen Welt.

Der Chinese an sich sei ein guter Händler. Und das sei zurückzuführen auf die Lust am Spiel und die Risikobereitschaft dieses ganzen Volkes. Die Rezensentin fragt sich, wie und warum diese Eigenschaften so schnell und gründlich unter Mao unterdrückt werden konnten.
Was ist dran, an der „gelben Gefahr“? Müssen wir uns bald sehr warm anziehen, weil der Ostwind noch kälter wird? Aber ja, meint W. Hirn. Die gegenwärtigen globalen Krisen haben alle auch mit China zu tun. Es sei also Zeit, den Luxus der China-Ignoranz aufzugeben. Und das ist der Satz im Buch, den ich dick unterstreichen möchte. Doch vom Leser erhoffte Provokation liegt dem Autor fern. Es geht um die Darlegung eines sehr globalökonomischen Weltbildes. Der Autor möchte mit seinem Buch nur diejenigen wachrütteln, die noch immer den Traum vom Kaffeekränzchen im Fernen Osten träumen. Denn auch wenn unser Bundeskanzler oftl und gern ins Reich der Mitte reist, geht es doch nicht mehr nur um die Frage, wie wir ein Stückchen vom Riesenmarkt-China-Kuchen abbekommen. Längst haben die Chinesen Geschmack an westlichem Kuchen gefunden und es steht zu befürchten, daß sie den größeren Hunger haben.
Denn nicht nur China ist ein großes Reich. Unter der Überschrift „es wächst zusamen was zusammengehört“ wird die unschlagbare Wirtschaftskraft des sog. Greater China, nämlich Hongkongs, Taiwans, der VR und Überseechinesen zusammen, beschworen. Sie alle sind flexibel, entscheidungsfreudig und undemokratisch. Das macht Schule auch bei der deutschen Wirtschaft, wie unlängst in einem Artikel der Zeit über Liu Zhengrong, den Personalchef von Lanxess (früher Bayer Leverkusen) nachzulesen war.
Am Schluss gibt es noch ein paar Tips, wie wir die Horden chinesischer Touristen zünftig empfangen. Tut, was sie verlangen, denn kraft ihrer Masse sind sie die Sieger.
Die Weltmacht China kehrt zurück. Es wäre das erste Mal in der Geschichte, daß eine untergegangene Weltmacht wieder aufersteht. Der Beweis sind Wirtschaftszahlen, ein übergroßes Wirtschaftspotential und der Blick nach vorn, daß es immer so weitergeht. Und zu welchen Schluss kommt der Autor? Zu keinem. Nichts kann diese geradlinig vorausgedachte Prognose ablenken, so einfach.
Wer die Zeitungen übrigens aufmerksam verfolgt hat, erfährt in diesem Buch nichts Neues. Falls die Zielgruppe des Buches aber nur die absoluten Chinaignoranten sind, sollen sie sich den Blick durch Wirtschaftsbilanzen und Wachstumsprognosen auf eine der spannendsten Kulturen nicht vernebeln lassen.

Wolfgang Hirn: Herausforderung China. Wie der chinesische Aufstieg unser Leben verändert. S. Fischer Verlag 2005, 251 S., € 14,90.

(dnC 2/2005)

 

Herausforderung China oder „gelbe Gefahr“