Der Film „Die toten Seelen“ (死灵魂) erinnert an die Rechtsabweichler, die ab 1958 in den Umerziehungslagern Jiabiangou (夹边沟) und Mingshui (明水) in der Provinz Gansu (甘肃) interniert wurden. Hier in Gansu und in den Lagern hatte die Hungerkatastrophe von 1959 bis 1961 besonders verheerende Auswirkungen. Der Film ist die Fortsetzung seiner 2007 für „Fengming – A Chinese Memoir“ (和凤鸣) begonnenen Recherchen. Wang Bing kündigte auch an, dass „Die toten Seelen“ nur der erste Teil eines größeren Projektes sei. Denn man versucht in China die Erinnerungen an diese Zeit und die Lager zu tilgen. Es gibt nicht mehr viele, die davon erzählen können. Umso wichtiger sind Dokumentationen wie die von Wang Bing oder auch von Hu Jie (胡杰). Sein Film „Spark“ (星火) erzählt ebenfalls von der Zeit der Hungersnot in Gansu. In Cannes sprach N. Elliott für die Cahiers du Cinéma mit dem Regisseur.
Das Leben unter der Lupe
In einer Zeit, in der es so leicht ist jeden Moment des Lebens mit Bild und Ton festzuhalten, vergessen wir manchmal die Welt um uns herum wirklich zu sehen. Die unabhängigen Dokumentarfilme in China zeigen das Gegenteil dieser visuellen Fastfood-Kultur. Sie richten ihr Augenmerk auf jene Dinge, die im Medien-Hype untergehen und stemmen sich gegen den Trend der schnell produzierten Bilder. Weichzeichner und visuelle Effekte werden abgelehnt, sodass diese Filme in ihrer natürlichen Vielfalt und Mehrdimensionalität oft weit entfernt sind von der einen offiziell verbreiteten Realität und Wahrheit.
Your Face von Tsai Ming-liang
Man sieht täglich unzählige Gesichter, doch nur an die wenigsten erinnert man sich. Die von Zeit und Erfahrung gezeichneten Gesichter älterer Menschen blicken einem in Your Face (你的脸) aus geringer Distanz entgegen. Tsai Ming-liang fängt diese auf Taiwans Straßen sorgsam ausgewählten Gesichter in langen Einstellungen mit großer Wärme ein und versetzt die Zuschauer in einen fast meditativen Zustand.
Zwischen Fiktion und Realität
Der taiwanische Filmemacher Tsai Ming-liang hat auf der Biennale seinen neuen Film Your Face gezeigt. Wir haben uns mit ihm getroffen und über die Kraft von Bildern, die Grenze zwischen Fiktion und Realität und die aktuelle Filmlandschaft gesprochen.
Chinas mittellose Mittelschicht
Lange Zeit wusste man, wieviel Geld man hat und was man sich davon leisten kann oder nicht. Die Miete konnte man einplanen. Auch wenn man sich keine Wohnung kaufen konnte, man kam gut über die Runden. Aber die Zukunft ist nicht mehr so sicher, machen wir uns nichts vor. 2018 hat sich ziemlich viel verändert, die Wohnungsmieten sind in die Höhe geschossen und beschweren unseren Alltag mit Sorgen und Nöten, die man als Mieter vorher eigentlich nicht kannte.
Aus den Schwierigkeiten internationaler Koproduktionen lernen. Ein Gespräch zwischen Regisseur und Produzent von Waving (纺织城)
Angesichts eines sich schnell verändernden Marktes und verschiedenster Beteiligter mit ihren jeweiligen Erwartungen braucht man einen klaren Standpunkt, damit ein Film eine Chance hat. Hervorragende Filme brauchen einen langen Atem und das Zusammenspiel mit anderen damit sich aus der anfänglichen Chance etwas entwickeln kann.
Ein Buch ist leichter als ein Film. Zwei Filmemacher fotografieren China

Reisen, zumal das Reisen in ferne Länder, war Mitte des vorigen Jahrhunderts noch nicht so normal und billig wie heute. Meist war es auserwählten Kreisen vorbehalten. Bereits in den 1950er Jahren entwickelte die junge DDR ein reges Interesse an China.
Nach Manzhouli! (Berlinale 2018)

Der beste chinesische Beitrag dieser Berlinale war Hu Bos (胡波) vierstündiger Debutfilm „An Elephant Sitting Still“ (大象席地而坐). Leider war es auch sein letzter Film, denn der Regisseur nahm sich im Oktober 2017 das Leben.
Eine Vision für’s 21. Jahrhundert: Kooperation statt Isolation
Die neue Seidenstraße des 21. Jahrhunderts will den friedlichen Handel in einer globalisierten Welt erleichtern und zugleich Interessen in einem veränderlichen Kräfteverhältnis markieren. Wer nicht mitmacht gewinnt gar nichts.
Cao Kou: Wer hat noch Appetit auf’s Frühlingsfest?
Das Neujahrsfest war ein dem Hunger entgegengesetztes Fest des Essens, ein Karneval im Wortsinn, ein wiederkehrendes Ritual im alten China. Doch heute scheint das nicht mehr zeitgemäß zu sein.
