Mit seinen „Acht Aufzeichnungen aus Yongzhou“ gilt Liu Zongyuan als Begründer des die Landschaft schildernden Reiseberichtes. Seine klare, natürliche Sprache erstaunt den Leser ob ihrer Modernität und lädt ein, diese Wege noch einmal zu gehen. Die beschriebenen Gelage mit Freunden und die Klage über die Verkommenheit der Gegenwart – es klingt fast vertraut. Doch sind seitdem 1200 Jahre vergangen.
Steine im Fluss
Die vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft herausgegebene Buchreihe „Jahresring“ widmet sich jeweils verschiedenen Aspekten Bildender Kunst. Der diesjährige Band trägt dem wachsenden über die Wirtschaftspolitik hinausgehenden Interesse an China Rechnung und widmet sich der Kunst und den künstlerischen Entwicklungen in China seit Beginn der Reformära in den 80er Jahren. Damit ist schon ein fast unmögliches Unterfangen beschrieben. Aber Waling Boers und sein Co-Herausgeber Pi Li stellten sich der Herausforderung und es gelang ihnen einen reich bebilderten Band zusammenzustellen, der die Vielfalt künstlerischen Schaffens und die Bandbreite kunstkritischer Positionen aufzeigt.
Jenseits des Mainstreams (Berlinale 2007)

Der goldene Bär ging an Wang Quan’an und seinen Film Tuya de hunshi (Tuya’s Wedding). 19 Jahre ist es her, dass Zhang Yimou diesen Preis für Hong gaoliang (Das rote Kornfeld) bekam und damit der Siegeszug des chinesischen Kinos durch die Kinosäle der westlichen Welt begann. Heute bedeutet die Ehrung erneut eine Anerkennung für den Nicht-Mainstream.
„Beijing Bubbles“ oder Sing, Drink & Fuck für Alle
Durch die Filmkunstkinosäle unserer Republik tourt seit ein paar Wochen der Dokumentarfilm „Beijing Bubbles“. Die Filmemacher Susanne Messmer und George Lindt lassen uns an ihren Erkundungen der alternativen Musikszene Beijings teilhaben.
Liu Sola – Klang der „verlorenen Generation“
Die 1955 in Beijing geborene Komponistin, Sängerin und Schriftstellerin Liu Sola begann im Alter von fünf Jahren das Klavierspiel zu erlernen. 1977 wurde sie zum Studium am Beijinger Zentralkonservatorium zugelassen, das kurz nach der Kulturrevolution wieder eröffnete. Dort studierte sie Komposition und Klavier. Nach ihrem Abschluss im Jahr 1981 lebte sie zunächst als freie Schriftstellerin und Musikerin in Beijing. 1988 ging sie nach London und später nach New York, wo sie ihre „schwarzen Wurzeln“ entdeckte. In New York arbeitete sie mit Blues-, Jazz-, Rap-, Reggae- und klassischen Musikern zusammen. Sie veröffentlichte zahlreiche Alben, gründete ihre Jazzband „Liu Sola and Friends“ und widmete sich dem Schreiben. Seit den 90er Jahren rückte die Musik zunehmend in den Vordergrund ihres Schaffens. Gegenwärtig lebt sie in Beijing und New York.
Die Tradition lebendig halten
Tian Mansha ist eine berühmte Darstellerin der Sichuanoper, ein Star des traditionellen chinesischen Theaters und Reformerin einer Kunst, die im Zuge der rasanten wirtschaftlichen Entwicklungen in China mit großen Herausforderungen zu kämpfen hat. Gegen alle Widerstände verwirklichte die 1963 geborene Tian Mansha ihren Traum, Schauspielerin zu werden. Darüber hinaus studierte sie auch Regie, um ihre schauspielerischen Fähigkeiten und dramaturgischen Kenntnisse zu perfektionieren. Tian Mansha ist zweimalige Gewinnerin des Pflaumenblütenpreises, der höchsten Auszeichnung des chinesischen Theaters. Sie ist außerdem Dozentin an der Opernakademie der Provinz Sichuan und seit 2005 auch an der Shanghaier Theaterakademie. Tian Mansha lebt zur Zeit in Shanghai.
Von der Einsamkeit in der Stadt … und am Meer (Berlinale 2006)
Als ich das Programmheft zur diesjährigen 56. Berlinale durchblätterte, freute ich mich besonders neben bekannten Namen des chinesischen Films wie Chen Kaige oder Zhang Yuan auch den von Royston Tan aus Singapur zu lesen. Seit der Wiederbelebung des Films in Singapur Mitte der 90er Jahre und v.a. seit seiner offiziellen Anerkennung als Kunst durch das National Arts Council befindet sich die Filmindustrie des Landes im Aufschwung.
Lu Haibo – Globalisierung und nationale Filmkultur Chinas
Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts ist das Wort „Globalisierung“ in aller Munde. Zweifellos kommt der ökonomischen Globalisierung dabei die größte Bedeutung zu. Zahlreiche wirtschaftliche Prozesse aber sind mit der Kultur auf das Engste verbunden. Als Teil des gesellschaftlichen Überbaus spiegelt Kultur zwangsläufig die Veränderungen der wirtschaftlichen Entwicklung wider. Aufgrund seiner Besonderheit als visuell-künstlerisches Ausdrucksmittel und technisch-industrielles Medium wurde die kulturelle Globalisierung auf dem Gebiet des Films am augenfälligsten.
Keine Kompromisse – Zwei dokumentarische Spielfilme aus China (Berlinale 2005)

Es sind durchaus nicht alle Filme eines Festivals, deren Bilder lange im Gedächnis bleiben. Seit der Berlinale 2005 sind einige Monate ins Land gegangen und ich will mich an dieser Stelle an zwei von ihnen erinnern, zwei Filme, die damals zu meinen Favoriten zählten und die bis heute nichts von ihrer Präsenz eingebüßt haben: Niu pi (Oxhide) und Kekexili (The Mountain Patrol). So unterschiedlich beide Filme auf den ersten Blick sind, lassen sich bei näherer Betrachtung immer mehr Ähnlichkeiten finden, und das v.a.in formaler Hinsicht. Beide Filme gehören zur Spezies der dokumentarischen Spielfilme:
Zhai Yongming: Kaffeehauslieder
Zhai Yongming (Jahrgang 1955) stammt aus Sichuan. Sie begann in den 80er Jahren zu schreiben und der 1986 veröffentlichte Zyklus „Frauen“ machte sie bekannt. In dem diesem Zyklus vorangestellten Essay „Das nächtliche Bewusstsein“, der auch vorliegenden Band einleitet, heißt es: Das weibliche Bewusstsein bilde „die ewige Energie zur Eindringung in das heilige Land des Gedichtes. […]
